Syrien, Dezember 2024

Syrien, Dezember 2024

„Damaskus! Barada, Abana der Bibel, Geldfluss der Türken! Damaskus, das sich immer noch für die älteste bewohnte Stadt der Welt hält. Seit jeher erscheint sie den Nomaden der Wüste, den Bauern in den Lehmdörfern, all denen, die sie sehnsüchtig aus der Ferne erschauen konnten, als das lebendig gewordene Paradies. Von Mohammed wird berichtet, er habe sich stets geweigert, seinen Fuß in die Stadt zu setzen, da er nicht schon auf Erden das Paradies betreten wollte.

Auch wenn sie nicht die älteste Stadt ist, so reicht der Ruhm ihrer glanzvollen Geschichte, ihr oft stürmisch-qualvolles Leben in Zeiten zurück, die nichts anderes hinterlassen haben als kümmerliche Mauerreste, Skulpturen-Fragmente von bestrickender Schönheit, verblasste Inschriften in untergegangenen Sprachen.

Immer von neuem musste die Stadt an der Barada den verschiedensten Eroberern widerstehen, musste sich unterwerfen und wieder befreien, von Assyrern und Babyloniern, von den Heeren Davids und Salomos, von den Ägyptern und den Seleukiden, von Römern und Osmanen. Franzosen und Engländer sind noch in frischester Erinnerung.“

(E. Claudius, 1975)

Und 2024 endlich hat es der USA-Imperialismus mit seinen Vasallen und der Terroristenarmee geschafft, was er sich seit Beginn des Afrikanischen Frühlings zum Ziel gesetzt hat, nämlich Damaskus zu unterwerfen. Der Sieg über die Stadt ist die Rache für die sich abzeichnende Niederlage in der Ukraine. Nein, nicht nur die Niederlage in der Ukraine, sondern für den Widerstand gegen die amerikanische Alleinherrschaft. Über den Fall von Damaskus, mit der Niederlage und der Zerstückelung Syriens endlich Russland in die Knie zwingen, dass wär‘s!

Deutschland macht mit, zumindest die an der Macht befindliche Politelite. Frau Baerbock frohlockt schon, da endlich der Diktator Baschar al-Assad vertrieben ist, dass die Demokratie in Syrien einzieht, natürlich nach westlichem Vorbild. Die Demokratie, die auch in der Ukraine gegen Russland verteidigt wird, deren Kurzformel „Slava Ukraini“ heißt und kürzlich wieder vom deutschen Bundeskanzler in Kiew zelebriert wurde.

Dass Syrien gefallen ist, trifft die fortschrittliche Welt schmerzhaft Das Land gehörte einmal zu den fortgeschrittenen Ländern im Nahen Osten. Das gefiel aber der Supermacht USA nicht. Sie möchte alles kontrollieren und vor allen in Abhängigkeit halten, die Regierungen der Länder, deren Rohstoffe usw. Und was sich heute als Kampf der Supermächte, der Machtzentren unseres Planeten darstellt, wird uns als der Kampf zwischen Gut und Böse vermittelt. Es ist aber konkret der Konkurrenzkampf zwischen gesellschaftlich unterschiedlich entwickelten Staaten imperialistischer und weniger imperialistischer Prägung, die alle auf dem Rücken der Arbeiterklasse ihre Gefechte austragen.

Erst wenn die Arbeiterklasse ihren Rücken nicht mehr krümmt, sich dem Raketenbau widersetzt, keine Panzer per Bahn transportiert, kein Ingenieur neue Drohnen entwickelt, die Arbeiter selbst bestimmen, was produziert wird, kehren Frieden und Fortschritt auf unserer Erde ein. Dann wird auch Damaskus wieder eine wirklich befreite Stadt sein.