Tag des Gedenkens – ohne die Befreier
„Erinnerung kennt keinen Schlussstrich und Verantwortung deshalb auch nicht.“ Diesen „gedankenvollen“ Satz äußerte Bundespräsident Steinmeier bei seinem Besuch der Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau am 80. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers durch die Rote Armee.
„Erinnerung“ und „Verantwortung“ sind Beziehungswörter und sie in Auschwitz zu benutzen, ist mehr als berechtigt. Es geht nämlich um die Beziehungen der Menschen zueinander und um das Verhältnis des Menschen zur Gesellschaft. Mehr als 1 Millionen Menschen wurden zwischen 1940 und 1945 in Auschwitz ermordet. Die Erinnerung daran darf in der Tat nicht verloren gehen. Den Toten gilt unser ewiges Gedenken.
Verantwortung geht über das Erinnern und Gedenken hinaus. Wie kann es sein, dass die Feier der Befreiung des KZ Auschwitz-Birkenau ohne den Befreier stattfindet? Es ist ja nicht nur die Befreiung der noch gut 7000 völlig erschöpften Häftlinge zu feiern, sondern auch der Sieg über die NAZIS, die dieses Lager industriell betrieben und die dorthin Verschleppten bestialisch ermordet haben. Im Hintergrund dieses Lagers und den vielen anderen KZ gab es die geistigen Väter dieser Mordmaschinerie.
Verantwortung nur als wirkungsvolles Wort einzusetzen, dient nur der eigenen Eitelkeit. Verantwortung drückt sich in der Übereinstimmung von Wort und Tat aus.
Der stellvertretende Ministerpräsident Serbiens, Aleksandar Vulin, der sich zur Weigerung äußerte, Russland zum 80. Jahrestag der Befreiung von Auschwitz einzuladen, gibt ein Beispiel dafür:
„Die Befreiung von Auschwitz wird unter Beteiligung von Ländern gefeiert, die den Holocaust in Auschwitz organisiert haben, wie Deutschland und seine Verbündeten, oder von Ländern, die Wachen gestellt haben, wie Polen oder Kroatien, jedoch ohne Vertreter Russlands, des Landes, das das Dritte Reich besiegt hat und Auschwitz befreite.“
Wir danken den Befreiern von Auschwitz, den Kämpfern der Roten Armee, für ihren unermüdlichen opferreichen Kampf gegen Faschismus und Krieg.